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Es stand das Serienklasse-Mekka schlechthin auf dem Plan: Oscherleben! 
 
Wenn es einen Sportplatz im IG Königsklassen-Kalender gibt der leistungsarme Moppeds bevorzugt, über moderate Geraden und längere verwundene Passagen verfügt, dann ist es ganz sicher Oschersleben. 
 
Angekommen erweiterten wir das Münster-Monster-Zeltlager um den Rushy-Thomas-3k-Klaus-Christian-Ivo-Jorkifumi-Serienklasse-Trupp. wir treffen die letzten Vorbereitungen an den Moppeds für den nächsten Tag. Ich vollende das einpassen der adäquaten 5,5"-felge, besorge mir noch die passenden Muttern für den Kettenradträger (die in letzter Sekunde erstandenen teile hatten nicht das nötige Feingewinde) und prüfe noch in stiller Vorfreude Öl und Benzin. alles da, alles klar! 
Nebenan wird unter Studioscheinwerferlicht auf dem Showtisch noch mal eben eine komplette TZ250 durch Doktor Stullefumi in fast all ihre Einzelteile seziert und dann für den 250er-PR-Meisterschaftsführenden Mike komplettiert. Aus tief verankerter Nächstenliebe wird 2Uhr Morgens auf den eigentlich obligaten  Funktionstest verzichtet. 
 
Samstag Morgen: eine Stunde vor dem ersten freien Training; ich will erstmal frühstücken, weil ohne ein ordentliches Frühstück... die Moppeds müssen zur Abnahme   als ich mir bei der Rennleitung die Papiere hole sehe ich Moppel-GP Kommentator Ede Mielke sich selbst angeregt kommentieren. da ich ja in eile war gab ich nix weiter drauf und reihte mich in der prallen Sonne in die lange Schlange zur technischen Abnahme  nach kaum einer viertel Stunde bin ich an der Reihe. ob nun aus Neid oder längs vergangener Liebhaberei zieht sich die Prüfung meines Mofas in die Länge  die Blicke werden mit fortdauern der Abnahme immer kritischer. als nun die Prüfung des Helms ansteht wird der man mit Blick auf die liebevolle Gesamtkostümierung redseliger. ich ertrage die Ausführungen..  und ziehe mit allen nötigen Kleberchen von dannen   
schnell das Siegermopped wieder unter den Pavillon stellen, die Reifenwärmer drüberstülpen und endlich frühstücken. es bleiben ja noch etwa 15 Minuten um den Lederstrampelanzug anzulegen, Mopped aufzuwärmen...   OK, später frühstücken  
 
Es geht los; ich will wissen ob die neue Felge artig funktioniert wie sie soll und fahre erste behutsame Runden. bis auf den unbefrühstückten Fahrer ging alles sehr geschmeidig. OK, der 165er Reifen will auf der breiteren und auch etwas schwereren Felge etwas eher in Schräglage gebracht werden um die gewünschten kreise zu ziehen. als ich nach ein par Runden meinte mich auf die geänderte Hinterhand eingeschossen zu haben zirkelt 3k ausgangs des Shell-S mit gehörig Überschuss Außen an mir vorbei:   Immer diese Frühaufsteherstresser  
 
Zurück im Fahrerlager wird mir eindrücklich empfohlen den weichen hinterreifen bei den hohen Temperaturen nicht länger zu malträtieren und gegen einen Medium/Harten zu tauschen. gesagt getan; indem sich jedoch Meisterschaftskonkurent Rushy beim Reifenservice vordrängelt und einen unmontierbaren steinharten Altreifen aufziehen lassen will, erzielt er den ersten Punktsieg des Wochenendes und verhindert ein zeitnahes frühstücken. Es konnte auch kein Zufall sein dass ich die verzweifelten Montierversuche des von Hand geschnittenen gefühlt volljährigen Hinterreifens mit ansehen musste. ich merke so etwas doch sofort wenn mir jemand so einen kleinen Psychostreich spielen will  
Ich lasse Rad und Reifen mit ein paar freundlichen aber unmissverständlichen Gesten beim polnischen Reifenaufzieher unseres Vertrauens und gehe erstmal frühstücken...
 
~11uhr: die erste Qualli steht an. derartig spät gefrühstückt kann ich die Angelegenheit noch nicht recht ernst nehmen. da in den Rennen bis zur ersten Kurve die Startaufstellung eh Makulatur ist und Jorkifumi seit der Serienklasseweltmeisterschaftssaison 2013 Raketenstartjorkifumi heißt mache ich mir keine besonderen Sorgen und gehe die Sache in souveräner Entspanntheit an. 
Souverän und entspannt zeigt mir mein montiertes Rundenzeitenmäusekino einfach mal nix an   nach 20 Minuten vermute ich dass ich zumindest nicht mehr ganz hinten stehen sollte. Doch dann wird die beste Ergebnisliste des Wochenendes herumgereicht   es zeigt niemand geringeren als #206 als schnellste 250er überhaupt. ich wollte mich schon auf den Lorbeeren der wohl mit Abstand schnellsten mit einer Serien Aprilia gefahrenen..ähm gewerteten Runde ausruhen als Stullefumi selbige Listen rückstandsfrei kassiert und schnaufend zur Rennleitung trabt  
Zur Strafe durfte er sich einen nicht ganz ernst gemeinten Monolog über generöse Großzügigkeit innerhalb egoistischer Individualsportarten, das vernichten offizieller Dokumente, sportliche Gleichbehandlung benachteiligter Hochleistungssportler, zugestehen glücklicher Umstände in Zeiten schwieriger Notlagen und ähnlicher Themen anhören     
Kann doch mal passieren, dass sein Schützling mal einen schlechteren Tag erwischt hat und sich deswegen im hart umkämpften hinteren Mittelfeld einsortiert wieder findet  
So schlecht ist Startplatz 25 ja nun auch wieder nicht  
 
~14uhr die zweite und entscheidende Qualli steht an. mir wird gesteckt dass es doch unter Umständen besser für mich wäre mich ein wenig weiter vorne zu qualifizieren. man kennt es ja, das Startgetümmel, die Aufregung, das geruhsame einsortieren - da kann man schon mal den Anschluss zu Spitze verlieren   
Ich bequeme mich ein par schnellere Runden zu drehen. nach zwei gelungenen zügigen Runden lasse ich es gut sein. Ich wollte ja nicht schon Samstag Mittag all mein Pulver verschießen  
Zu meiner Überraschung reicht es eingerahmt von Teils larmoyanten Vereinsvorsitzenden für die dritte Startreihe und Platz 10   
Jetzt beim Start bloß keinen Mist machen, sonst gibt’s wieder Haue.
 
Auch wenn der Blick nach vorn gerichtet ist sollte man nicht außer acht lassen, dass Rushy die dritte Startreihe komplettiert und direkt hinter uns sich #41 mit der Aprilia RSW250, Thomas #226, 3k #223 sowie auf sehr schnellen Motorrädern Franko, Edgar (beide auf Honda RS250) und Ajax auf der 500er Gamma einreihen. Ganz Links daneben platzierte sich in der fünften Reihe Henning Shipper aus dem Seriensport.
 
Samstag ~17:30: Das erste Rennen 
OK, alles funktionierte und nach dem letzten Training fühlte ich mich bereit. 
Ampel rot, Ampel aus und hüüü! Mit dem kurzen ersten Gang des Seriengetriebes macht das Serienmofa einen schönen Satz nach vorn  für einen Moment sehe ich nur noch drei Moppeds vor mir. OK, ganz so kurz sind die Geraden dann auch wieder nicht. beim anbremsen zur ersten kurve ist der Pulk wieder vor mir versammelt. ich kann mich dann auf der Bremse wieder an dem einen oder anderen vorbeischwindeln so dass ich als siebter in die erste Kurve einbiege. bis zur tripple huscht #74 auf der Honda RS vorbei. Ich höre beim reinfahren auch schon #41 auf der RSW der dann auf der Gegengeraden vorbeigeht. beim einbiegen auf S/Z bin ich wieder 10er. 
 
Zu diesem Zeitpunkt war ich nicht gerade unzufrieden mit meiner Startrunde; bis ich mich umdrehte, denn da kam D-Zug-Rushy aus der selben Kurve, schloss die Lücke zügig und ging mal eben an mir vorbei.
 
OSL1
 
 
Ich darf mit aller Bescheidenheit vermelden dass beim anbremsen auch gleich Jorki-Eltoro-aufderbremse-Haarsträube-Fumi kam und sich recht unnachahmlich Außen vorbeischob.  
 
osl 2
 
Ich bin mir sicher dass Ede Mielke dieses Überholmanöver mit all seiner packenden Dramatik dem anwesendem Publikum lautstark durch die Fahrerlagerlautsprecher intonierte   
Bis zur Hasseröder war rsw#41 wieder in Sicht & Reichweite um dann nach der Triple dem wohl zweiten im Klugscheißer neudeutsch genannten racewinning ooovertake beizuwohnen. aussenheruuuuuum vorbei!
 
osl 3
 
Ich gab in der folgenden Schikane alles um nicht auf der Gegengeraden wieder ein leichtes Opfer abzugeben. Ein bisschen Glück und spätes Bremsen erhielt mir den Platz an der Sonne vor #41 und Rushy. zwei Runden später geht Rushy auch an #41 vorbei kann sich aber auf der Gegengeraden nicht vorne behaupten. vor mir sehe ich PSW beim Versuch zum Grüppchen von #8 auf der YZR500; #32 auf der TZ und #74 auf der Honda RS aufzuschließen. 
Nach drei oder vier Runden versuche ich mir ein Bild von den Positionskämpfen hinter mir zu verschaffen. Leider kann ich niemanden Bekanntes ausfindig machen. also schau ich mir die Jungs vor mir genauer an und schließe zu PSW auf. in einigen Ecken habe ich leichte Vorteile die aber die Nachteile nicht aufwiegen   Während wir den Anschluss an die Gruppe verlieren beschatte ich PSW und warte geduldig auf meine Chance. Ich befürchtete schon ein recht langweiliges weiteres als ich zur S/Z-Kurve mit Schwung auf der Bremse an PSW vorbeigehen kann. Für ein sicheres Ausbremsmanöver opferte ich eine adäquate Linie und bog eher suboptimal auf die S/Z-Gerade auf der PSW auch gleich wieder konterte. Ich versuchte dieses Spielchen noch einmal mit dem gleichen Ergebnis. 
Weil mir einfach keine zündende Idee kam wie ich mich nachhaltig vorbeischieben kann habe ich mir lieber die dicke Serienklassetrophäe gesichert und fuhr das Rennen dann gefolgt von Rushy, Thomas, 3k und Henning Schipper zu Ende. 
 
Ede Mielke begleitete auch die Podiumszeremonie in gekonnter Art und Weise und stellte dabei mehrfach die Einzigartigkeit der 2t-Motorräder und bestimmt auch Piloten heraus.   
 
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Während sich ein Mitbewerber um die Serienklasseweltmeisterschaft sich still und heimlich verkrümelte blieb ich bei Freibier und Freiwurst noch ein Weilchen beim Bike-Promotion-Truck. als ich später am Pavillon ankam staunte ich nicht schlecht. Beide Moppeds die Rushy den lieben langen Weg herangekarrt hatte standen ohne Heck wild demontiert da. überall lagen Teile herum und es herrschte hektische Betriebsamkeit. Fahrwerk umbauen war angesagt. die alten Hasen und meiner einer waren gleichermaßen ratlos als Rushy auch noch die Heckpartie von seiner besseren Hälfte umbauen wollte. ...ähm irgendwas stimmt an dem Satz nicht. ´die Heckpartie vom Mopped von seiner besseren Hälfte´ muss es natürlich heißen   
 
Der Abend war recht kurz so dass ich meinen weltmeisterlichen Sieg gar nicht richtig feiern konnte